Der Fall sorgte für internationale Schlagzeilen: Eine Gruppe von 99 Schülern und acht Lehrern musste Anfang Juni im Kleinwalsertal mit Hubschraubern aus Bergnot gerettet werden. Die Lehrerschaft hatte im Internet eine Wanderroute ausgewählt, die ein Blogger auf der Bergwanderer-Webseite Hikr.org als "klassische Feierabendrunde" beschrieben hatte. "Schwierig ist hier nichts", schrieb der User zu der Tour über den schmalen Heuberggrat.
Lehrer von Polizei angezeigt
Der Ausflug gestaltete sich jedoch schwieriger als von den Lehrern erwartet: Die Jugendgruppe, die teils schlecht ausgerüstet mit nicht ausreichender Bekleidung und Schuhwerk unterwegs war, kam schließlich auf dem regennassen Grat nicht mehr weiter, zwei Schüler rutschten ab - die Rettung wurde gerufen. Insgesamt 70 Personen wurden mit zwei Hubschraubern mittels Taubergung und Evakuierungsset geborgen, die anderen stiegen von der Bergrettung begleitet ab. Wie die Polizei gegenüber VOL.AT bestätigte, wurde eine Anzeige gegen einen der Lehrer eingebracht.
Erfahrener Tourengeher
Bei dem Internet-Blogger, der die Tour online stellte, scheint es sich um einen erfahrenen Tourengeher zu handeln, der User verfasste bereits 290 Tourenberichte auf der Bergwanderer-Webseite. Er selbst merkt auf seinem Profil an, man möge sich nicht blind auf seine Berichte verlassen, sondern sich gut auf die entsprechende Tour vorbereiten und die Situation vor Ort kritisch prüfen.
Die Tour über den Heuberggrat ist auf der Homepage mit "T4 - Alpinwandern" gekennzeichnet, die Beschreibung dazu lautet: "Wegspur nicht zwingend vorhanden. An gewissen Stellen braucht es die Hände zum Vorwärtskommen. Falls markiert: weiss-blau-weiss. Gelände bereits recht exponiert, heikle Grashalden, Schrofen, einfache Firnfelder und apere Gletscherpassagen. Vertrautheit mit exponiertem Gelände. Anforderungen: Stabile Trekkingschuhe. Gewisse Geländebeurteilung und gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung. Bei Wettersturz kann ein Rückzug schwierig werden."
Kritik an Internet-Eintrag
Die Klassenfahrt der Schüler und Lehrer aus Deutschland wurde nach dem Vorfall fortgesetzt, die Kinder hielten sich noch bis 10. Juni im Kleinwalsertal auf. Ob es für die Lehrkräfte dienstrechtliche Konsequenzen geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Mittelsbergs Bürgermeister Andi Haid kritisierte im Zusammenhang mit dem Vorfall besonders den Verfasser des Internet-Eintrags - es gebe immer häufiger solche "äußerst verantwortungslosen Interneteinträge, die zu lebensbedrohlichen Situationen führen können."
Update - Berichtigung: Es wurde nicht wie erst berichtet der Internet-Blogger angezeigt, sondern einer der Pädagogen, die die Schülergruppe begleiteten.
(VOL.AT)
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